Die Wissenschaft von der Ernährung
Zur richtigen Ernährung gibt es unendlich viele, teilweise gegensätzliche Meinungen, und jeder behauptet, er habe Recht. Zu den einseitig Wissenden kommen die Halbwissenden, die „Gurus“ und die Scharlatane. Aber auch in der Wissenschaft von der Ernährung gibt es nicht nur ehrenhafte Motive. Verschaffen wir uns einen kurzen Überblick.
In den modernen Wissenschaften beschäftigen sich viele verschiedene Disziplinen mit dem Leben, den Lebensmittel und der Ernährung.
Die Biochemie (die Chemie des Lebens) untersucht die chemischen Vorgänge in Lebewesen. Ihr Untersuchungsgegenstand ist vor allem der Stoffwechsel:
Welche Stoffe werden vom Menschen wie umgesetzt?
Welche bioenergetischen Voraussetzungen sind nötig?
Welche Biokatalysatoren sind beteiligt?
Wie verlaufen die jeweiligen Mechanismen der Stoffumsätze und wie wird der Stoffwechsel gesteuert?
Obwohl die Biochemie die Grundlage der Ernährung ist, werden in den wissenschaftlichen Publikationen kaum je praktische Bezüge zur alltäglichen Ernährung hergestellt. Stattdessen nutzen vor allem Lebensmittel- und Pharmaindustrie biochemische Forschungsergebnisse, um Nahrungsergänzungsmittel, Zusatz- und Ersatzstoffe zu vermarkten.
Die Ernährungswissenschaft oder Trophologie befasst sich hauptsächlich mit Grundlagen und Vorgängen bei der Ernährung, der Verdauung und des Stoffwechsels von Menschen. Ihr Vorgehen dabei ist rein naturwissenschaftlich. Wie bei anderen wissenschaftlichen Studien entstehen auch hier oft widersprüchliche Aussagen – je nach Aufgabenstellung und Zielsetzung des Auftraggebers der Studien. Darüber hinaus sind die Ergebnisse von den Lebensgewohnheiten und dem Gesundheitszustand der Testpersonen abhängig, so dass pauschale Empfehlungen kaum erzielt werden können.
Die Ökotrophologie ist die angewandte Haushalts- und Ernährungswissenschaft, die vorhandenes Wissen anwendet. Ökotrophologen ermitteln beispielsweise über epidemiologische Studien den Bedarf an Nähr- und Wirkstoffen und geben Empfehlungen für die richtige Ernährung.
Die Ernährungsphysiologie untersucht, in welcher Menge und Zusammensetzung dem Organismus Nahrungsmittel zugeführt werden müssen, damit er je nach Alter, Geschlecht und Lebensbedingungen optimal ernährt wird.
Die Ernährungsmedizin fußt auf ernährungsphysiologischen Erkenntnissen, befasst sich mit ernährungstherapeutischen Anwendungen und etabliert diese Erkenntnisse in allen Teilgebieten der Medizin.
Die Diätetik ist die Lehre von der Versorgung und Beratung von Kranken mit dem Ziel, durch die richtige Ernährung eine Heilung herbeizuführen oder zu unterstützen.
Die Lebensmittelchemie untersucht die Zusammensetzung der Lebensmittel und deren Veränderung bei Herstellung, Lagerung und Zubereitung.
Die Lebensmitteltechnologie befasst sich mit den Systemen und den Strukturen der Produktionsprozesse von Lebensmitteln sowie der optimalen Nutzung der Rohstoffe bei der Verarbeitung.
Diese kleine Übersicht hat gezeigt, wie viele Disziplinen sich mit der Ernährung beschäftigen. Kein Wunder, dass es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Es sei auch noch einmal betont, dass die vielen Widersprüche in den Empfehlungen der „Experten“ nur all zu oft mit der Interessenlage der Lebensmittelindustrie zusammenhängen.